Berlin erhält als Leihgabe die umstrittene Kunstsammlung des Milliardärs Friedrich-Christian Flick. Umstritten ist die Kunstsammlung nicht etwa wegen der Kunstwerke, sondern weil das Geld, mit dem sie bezahlt wurde, schmutzig ist.

Friedrich-Christian Flicks Großvater Friedrich Flick war Hitlers wichtigster Rüstungslieferant und hat viele Zwangsarbeiter in seinen Fabriken als Sklaven schuften lassen. Dem Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, hat er immer wieder gern finanziell unter die Arme gegriffen. Friedrich-Christian Flick hat ebenso wie andere Familienmitglieder vom geschäftstüchtigen Großvater ein riesiges Vermögen geerbt. Damit zog er 1975 in die Schweiz. Im Steuerparadies hat er sein heute auf 500 Millionen Euro geschätztes Vermögen arbeiten lassen. Damit soll der Steuerimmigrant pro Jahr etwa fünf Millionen Euro an Steuern vermieden und den deutschen Steuerbehörden bis heute etwa 125 Millionen Euro vorenthalten haben. Einen Teil des aus den Rüstungsgeschäften stammenden Vermögens setzte Friedrich-Christian Flick in Werke der kritischen Moderne und in zeitgenössische Kunst (Marcel Duchamp, Bruce Nauman usw.) um. Während die einen behaupten, die Flick-Sammlung sei eine Reaktion auf das profitable Mitmachen des Großvaters, sehen die anderen darin nur einen Ablasshandel, durch den der Name der Familie reingewaschen werden soll.

Das hätten die Flicks aber auch schon früher haben können, denn während viele andere Privatpersonen Millionensummen in den Fonds für Zwangsarbeiter zahlten, haben sich die Flicks stets geweigert.

Nachdem tüchtig viel Geld in Kunst umgewandelt worden war, hatte Flick junior Schwierigkeiten mit der Sammlung. Keiner wollte die Flick-Ausstellung haben. Friedrich-Christian Flick bot die Werke der Stadt Zürich an. Nichts zu machen, in Zürich wurde gegen die Flick-Sammlung mobil gemacht. In der neutralen Schweiz scheiterte die Übernahme an der schmutzigen Herkunft des Flick-Kapitals. Vielen schien die Züricher Reaktion jedoch ziemlich heuchlerisch – schließlich ließe sich leichter über einen Erben der deutschen Großindustrie als über die eigenen Verstrickungen in nationalsozialistische Finanztransaktionen debattieren.

Was die Schweizer nicht wollten, nahmen die deutschen mit Kuss- hand an. Die Flick-Ausstellung geht jetzt in die alte Reichshauptstadt. Das muss man verstehen. Flick junior schuldet dem deutschen Finanzamt so zu sagen 125 Millionen Euro. Das entspricht in etwa dem Wert der Sammlung. Also, ganz klar, dass die ôFlick Collection” nach Deutschland kommt. Ob sie auch dort bleibt, ist ein anderes Kapitel der Geschichte. Flick junior verschenkt die Werke nicht, er gibt sie lediglich als Leihgabe.

die Ausstellung: tentoonstelling.

entsprechen: overeenstemmen met.

der Erbe: erfenis.

das Finanzamt: belastingkantoor.

geschäftstüchtig: handig in zaken.

unter die Arme greifen: steunen.

heuchlerisch: huichelachtig.

das nehme ich mit Kusshand: dat neem ik met beide handen aan.

die Leihgabe: bruikleen.

riesig: reusachtig.

die Rüstung (hier): bewapening.

die Sammlung: verzameling.

schmutzig: vuil.

schuften: keihard werken.

vorenthalten: niet geven.

umwandeln: omzetten.

zeitgenössisch: hedendaags.

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