Der Name Willy Millowitsch steht für seichte Mundartunterhaltung “made in Köln”. Das ist kein Zufall, denn die Familie des Volksschauspielers ist der Kölner Theaterwelt bereits seit zweihundert Jahren verbunden.

Schon 1796 war Millowitschs vom Balkan stammender Ur-Urgroßvater als Moritätensänger in Köln unterwegs. Später hatten die Millowitschs dann ein Puppentheater, das 1896 von seinem Großvater in eine Mundartbühne umgewandelt wurde. Nach dem I. Weltkrieg ging das Familienunternehmen auf Tournee und Millowitsch sammelte seine ersten Bühnen-Erfahrungen. Die Zeit während des II. Weltkriegs wird in den meisten Künstlerbiographien erst gar nicht erwähnt. Aber da gibt Millowitsch, der 1940 das Theater von seinem Vater übernahm, schon selbst Auskunft über sein NS-Mitläuferdasein: “Auch ich habe bis zur letzten Minute Theater gespielt, weil wir im Sinne von Kraft und Freude die Leute vom Krieg abgelenkt haben. Das haben wir nicht extra gemacht.” Millowitsch weiß, wie sich Naivität am besten verkaufen läßt, das stellt er in TV-Schwänken wie “Zwei blaue Augen”, “Zwei Matrosen auf der Alm” und “Tante Jutta aus Kalkutta” bestens unter Beweis.

Der jovial auftretende Volksschauspieler ist aber auch als unbeugsamer Theaterchef bekannt, dessen Wutanfälle berüchtigt sind. Millowitsch ist ein Patriarch, das wissen seine Schauspieler-Töchter am besten. Die haben sich nämlich von der Bühne ihres Vaters verabschiedet, denn dort “haben nur Männer dankbare Rollen, Frauen sind Nebensache”, sagt Tochter Mariele.

Trotz Familienzwist und Sprüchen wie “modernes Theater – weg mit dem Mist”, ist Willy Millowitsch eine Kölner Legende und wird ebenso wie Dom und Kölnisch Wasser mit der Stadt assoziiert. Am Rheinufer hat man ihm schon zu Lebzeiten ein Bronzedenkmal gesetzt, nach dessen Zustand sich Millowitsch bei Hochwasser schon mal besorgt bei der Lokalpresse erkundigt.

Den richtig großen Publikumserfolg hat die Kölner Komödien-Legende dem Fernsehen zu verdanken. Als in den Pioniertagen der Flimmerkiste einmal eine Sportveranstaltung ausfiel, konnte Millowitschs Theater einspringen. Es lieferte die erste Live-Übertragung eines Theaterstücks in der deutschen TV-Geschichte.

Neben einer Karriere auf der Bühne, beim Film und Fernsehen machte sich Millowitsch auch bei den Karnevalisten als Sänger einen Namen. Zu den absoluten Hits des diesjährigen Karnevals, an dem Willowitsch seinen 90. Geburtstag feiert, gehören seine Schlager “Heidewitzka, Herr Kapitän” und “Schnaps das war sein letztes Wort”.

die Flimmerkiste: kijkkast.

die Morität: op één toon gezongen balladeachtig straatlied “uit het leven gegrepen”.

die Mundart: streektaal.

der Schwank: kluchtspel.

seicht (hier): banaal.

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