abgesperrt:

afgesloten

bald:

spoedig

das Gesetz:

wet

der Kleintransporter:

bestelbus

das Lenkrad:

stuurwiel

das Opfer:

slachtoffer

der Sachverstandige:

deskundige, expert

die Sehrinde:

oogzenuw

die Staatsanwaltschaft:

openbaar aanklager

der Strafzettel:

bekeuring;

die Stufe:

trap

die Strecke:

stuk baan

unter Vertrag sein:

aangesloten zijn.

Domingo Merino fuhr schnell an jenem Februartag, zu schnell. 154 Kilometer in der Stunde. Die Polizei stoppte den Raser auf der Schnellstraße zwischen Albacete und Valencia. Er trug Sonnenbrille, auf der Beifahrerseite saß seine Frau Berta. Merino unterzeichnete den Strafzettel, seine Frau zeigte die Papiere. Er besaß noch einen gültigen Führerschein. Alles in Ordnung. Dass der Raser blind war, merkten die Beamten nicht.

Barcelona, Anfang Juni 2004, mehr als sechs Jahre später. Domingo Merino, 55, betritt das Gerichtsgebäude und sieht aus wie ein Opfer. Die Hand umklammert den Blindenstock, eine Sonnenbrille verdeckt die Augen. Seine Tochter hilft ihm bei den Stufen. Die Staatsanwaltschaft hält Merino für einen Simulanten.

Vor Gericht erzählt Merino seine Geschichte: Am 22. Februar 1996 fuhr er mit dem Motorrad seiner Tochter zum Kiosk, Zeitungen kaufen. Plötzlich lief ein Hund auf die Straße, Merino bremste, der Kleintransporter hinter ihm nicht. Zwei Wochen lang lag er im Koma. Als er aufwachte, sah er mit dem linken Auge nichts, mit dem rechten etwas Licht und Schatten.

Der Fahrer des Kleinlasters war bei dem Versicherungskonzern Mapfre unter Vertrag. Er gab seine Schuld sofort zu, doch der Konzern glaubte dieser Version nicht. Merino sei ganz von allein gestürzt, total blind sei er auch nicht. Entschädigung abgelehnt.

Fast zwei Jahre dauerte der Kampf Domingo Merino gegen die große Versicherung. Dann musste Mapfre zahlen.

Doch der Konzern glaubte Merino noch immer nicht und engagierte einen Privatdetektiv. Der fand heraus, dass Merino im Februar 1998 in jene Radarkontrolle gerast war.

Das reichte den Anwälten von Mapfre, und sie bereiteten einen neuen Prozess vor. So sitzt Domingo Merino wieder im Gerichtssaal, Mapfre will die 547.000 Euro zurück, die Staatsanwaltschaft fordert dreieinhalb Jahre Haft. Die Ankläger haben keinen Zweifel: Mit dem rechten Auge kann Merino noch genug sehen, um ein normales Leben zu führen.

Domingo Merino beteuert, dass er total blind sei. Vor seiner Erblindung arbeitete er als Handelsvertreter und reiste viel: über vier Millionen Kilometer. Domingo Merino fuhr gern Auto. Nach dem Unfall hörte Merino von einem blinden Briten, der mit über 200 km/h auf einer abgesperrten Strecke gefahren ist und nun im Guinness-Buch der Rekorde steht. Merino wollte wieder hinters Lenkrad.

“Ich kann nicht akzeptieren, dass ich blind bin”, sagt er vor Gericht. “Darum möchte ich das tun, was sehende Leute machen. “

Die medizinischen Sachverständigen versichern, dass Merinos Sehrinde erheblich zerstört ist. Die Augen funktionieren, das Gehirn verarbeitet die Farb- und Lichtwahrnehmungen jedoch nicht zu bewussten Empfindungen. Theoretisch kann ein Rest an Sehvermögen vorhanden sein. Wie viel, das lässt sich nur schwer messen.

Das Gericht spricht Domingo Merino frei. Merino ist zufrieden, er darf die 547.000 Euro behalten. Nach dem Gesetz gilt er als total blind.

Bald wird er wieder Gas geben, allerdings auf einer abgesperrten Strecke.

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