1,76 Meter sei sie groß, die künftige Königin der Belgier, ehemalige “Jonkvrouw” und derzeitige Prinzessin von Belgien, berichtete die deutsche Presse. Der festliche Einzug der Mathilde d’Udekem d’Acoz ins belgische Königshaus wird in Deutschland mit großem Interesse verfolgt.

Dass eine völlig unbekannte junge Frau ihren krisengebeutelten Landsleuten zügellose Stürme der Begeisterung entlocken kann, ist in der Bundesrepublik nur schwer zu begreifen. Nun ist es nicht so, dass die Deutschen nicht begeisterungsfähig wären, im Gegenteil, immerhin wird die deutsche Fußballnationalmannschaft vom deutschen Volk abgöttisch geliebt – Kultstatus erreichen die elf Idole allerdings erst nach vollbrachter Leistung und in die elitäre Mannschaft einzuheiraten ist auch nicht möglich.

Arbeit habe die junge Prinzessin in Belgien genug, meinen deutsche Beobachter. Sie sprechen von einer “Hochzeit gegen die Krise”. Aber muss eine junge Frau, die sich in einen Thronfolger verliebt, nun wirklich ein ganzes Land mit der alleinigen Kraft ihrer Wangenmuskulatur aus der Krise führen? Die junge Frau heiratet zwar ein zukünftiges Staatsoberhaupt; aber damit noch lange nicht dessen 10 Millionen Mitbürger(innen).

Für den tatsächlichen politischen Hintergrund der jungen Frau scheint sich niemand zu interessieren und über ihren möglichen Einfluss wird zur Zeit nur spekuliert. Bisher ist lediglich bekannt, dass sie zur Betreuung invalider Menschen mehrmals mit dem Malteserorden nach Lourdes fuhr und damit bestens für die Rolle der belgischen First Lady vorbereitet zu sein scheint. Eine Information wird aus allen politischen Himmelsrichtungen des Königreiches bestätigt – die 26-jährige zukünftige First Lady ist mindestens dreisprachig.

Schließlich ist sie als Flämin, in der Wallonie und nur 30 Kilometer von Malscheid, dem nächstliegenden Dorf in der deutschsprachigen Gemeinschaft, aufgewachsen. Warum sollte sie als Prinzessin von Belgien auch kein Deutsch sprechen, da sie doch in ein deutsches Adelsgeschlecht einheiratet? Bei ihren deutschsprachigen Landsleuten ist die junge Frau jedenfalls jetzt schon sehr beliebt – das ist auch kein Wunder, schließlich fühlen sich die deutschsprachigen Belgier ihrem Königshaus sehr verbunden, zumal das Fest der deutschsprachigen Gemeinschaft auf den Tag der Dynastie fällt.

In diesen anstrengenden Tagen sei der Frau des zukünftigen Staatsoberhauptes fachsprachlich ein wenig unter die Arme gegriffen: “trouwjurk” (robe de mariée) heißt auf Deutsch “Hochzeitskleid”.

die Betreuung: verzorging.

einheiraten: (in een familie) introuwen.

der (festliche) Einzug: de (Blijde) Intrede.

fachsprachlich: taalkundig.

krisengebeutelt: onder moeilijkheden gebukt.

künftig: toekomstig.

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