Es ist äußerst schwierig einzuschätzen, wie es um die Qualität der Nahrungsmittel für die breiten Bevölkerungsschichten bestellt ist. Bester Beweis dafür ist die seit Jahren bekannte BSE-Gefahr. Rinderwahnsinn ist seit Ende der 80er-Jahre besonders stark in Großbritannien aufgetreten. Dort soll die Seuche in ungefähr 80 Fällen bei Menschen die verwandte Creutzfeld-Jakob-Krankheit ausgelöst haben.

Aber wie ist die Lage in Deutschland? Wenn man dem deutschen Landwirtschaftsministerium in Berlin Glauben schenken darf, ist kein deutsches Rind BSE-infiziert. Das sehen EU-Behörden anders. Sie erachten die Existenz von infizierten Tieren in Deutschland für wahrscheinlich. Die EU-Untersuchungen wurden in der deutschen Hauptstadt jedoch als Spekulationen abgetan.

Wie in allen großen Ländern, ist man auch in Deutschland davon überzeugt, dass die eigenen Nahrungsmittel die besten sind, und so kauft der Deutsche sicherheitshalber nur deutsches Rindfleisch. Der Griff zum Fleisch aus dem eigenen Land wird deutschen Verbrauchern seit September erleichtert. Seitdem ist nämlich die erste Stufe der Verordnung zur Etikettierung von Rindfleisch in Kraft getreten. Rindfleisch darf nunmehr – ob als Stück oder gehackt – nur noch mit einem Herkunftsnachweis in deutschen Regalen und Kühltheken zum Kauf angeboten werden. Die Fleischproduzenten in den EU-Staaten müssen den Konsumenten nun den Schlacht- und Zerlegungsort in der jeweiligen Sprache des Verkaufslandes kenntlich machen. Ab 2002 sollen sie laut EU-Verordnung dann auch noch Angaben über Geburts- und Mastort machen müssen. Die äußerst eifrigen Deutschen wollen dieser EU-weiten Regelung vorauseilen und bereits jetzt die zusätzlichen Angaben auf dem Etikett festhalten. Das Vorhaben scheiterte bisher aber aufgrund der Kosten für zusätzliche Kontrollen.

Eine Umfrage der EU ergab jetzt, dass außer Deutschland nur Belgien, Irland und Luxemburg britisches Rindfleisch ordnungsgemäß ausweisen. Die übrigen EU-Staaten verstießen gegen die Kennzeichnungspflicht, kritisierte die deutsche Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne). Sie stellte deshalb den entsprechenden Ländern und der EU-Kommission ein Ultimatum. Wenn bis Anfang 2001 nicht sichergestellt sei, dass alle EU-Mitgliedstaaten ihrer Kennzeichnungspflicht nachkommen, werde sie über ein Importverbot für Rindfleisch nachdenken. Für sie ist nicht Großbritannien, sondern sind die Drittstaaten das Problem, denn die markieren das britische Fleisch nicht ordnungsgemäß und exportieren es möglicherweise in andere Länder.

Aber auch bei etikettiertem Fleisch ist die Rückverfolgbarkeit der Ware für den Normalverbraucher nicht einfach nachvollziehbar, denn wie die Etikette aussehen und wie die Zahlen und Buchstaben angeordnet werden müssen, wurde von der EU nicht vorgegeben.

kennzeichnen: kenmerken.

die Mast: het vetmesten.

die Nahrung: voedsel.

das Rind: rund.

die Stufe: fase.

zerlegen: vlees versnijden.

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