Beobachtungen deutscher Psychologen und Verhaltensforscher haben ergeben, daß ihre Landsmänner und -frauen im Urlaub mehr Streß haben als daheim.

Das geht meistens schon mit der Abreise los. Die meisten Urlauber würden schon in der Nacht vor dem ersten Urlaubstag mit der strapaziösen Reise beginnen. Einmal am Campingplatz, im Appartment oder Hotel angekommen, geht es mit dem Streß weiter. Man tut genau das, was man während des ganzen arbeitsreichen Jahres auch tut: es wird gut organisierte Ordnung gehalten. Es wird genau geplant, wer wann spült, Wäsche wäscht und einkauft. Vor allem aber ist Pünktlichkeit angesagt – am Strand, beim Duschen oder Fernsehen. In diesem Zusammenhang sollte auch das Eincremen vor der fürs Sonnenbaden eingeplanten Zeit nicht vergessen werden. Jede Minute zählt.

Hier kann sich jeder Urlauber selbst testen: Kann man es noch genießen sieben Minuten lang mit Sonnencreme eingerieben zu werden oder macht einen diese Zeitvergeudung schon wieder nervös?

Die Wissenschaftler stellen fest, daß eilige deutsche Urlauber ihre Probleme, d.h. Leistungswillen, Bluthochdruck, Laptop, Handy und Perfektionszwang, mit in den Urlaub nehmen, “Höchstleistungen, die sie elf Monate im Beruf erbracht haben, wollen sie jetzt auch in der Freizeit erzielen”.

Das heißt im Klartext, daß der/die Deutsche sich nur dann erholen kann, wenn alles wie beim alten, d.h. wie zu Hause, bleibt.

Wie zu Hause war auch die letzte, auf Palma de Mallorca veranstaltete “Wetten, daß …”-Sendung.

Bei Europas größter Unterhaltungssendung führt Deutschlands nimmer versagendes und deshalb bestbezahltes Mundwerk – Thomas Gottschalk – durchs Programm. Er ließ die Deutschen nicht wie üblich in die deutsche Provinz, sondern flugzeug- und busseweise in die vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) gemietete Stierkampfarene von Palma de Mallorca pilgern. Die Insel ist fest in deutscher Hand, da hatten Spanier es schwer, sich auch nur eine Eintrittskarte für das deutsche Unterhaltungsspektakel zu beschaffen. Kurz vor Beginn der Sendung demonstrierten Spanier vor der Arena und hielten dem deutschen “Wetten, daß …”-Publikum Transparente entgegen, auf denen zu lesen stand: “Mallorca no es aleman”. Ein Handzettel erklärte dann den Unmut: “Es tut uns leid, euch sagen zu müssen, aber wegen der Arroganz der Organisatoren seid ihr in der Rolle der Arschlöcher.” Spanischen Journalisten wurde in der Tat der Zutritt zur Generalprobe verwehrt, weil sie sich beim deutschen Fernsehsender in Mainz keine Akkreditierung besorgt hatten.

Ehrengäste des deutschen Mallorca-Spektakels waren nicht etwa Größen des Gastlandes sondern Frank Elstner, Michel Friedmann, Jürgen Drews usw. In der deutschen Urlaubssendung – mehr als die Hälfte aller deutschen Fernsehzuschauer sahen die Sendung – wurde sich auch nicht freundlich beim Gastland für die Aufname bedankt. Warum auch, schließlich war abgesehen vom garantiert schönen Wetter und der Kulisse alles wie zu Hause.

die Eintrittskarte : entreebiljet.

die Erholung : ontspanning.

die Fernsehsendung : televisie-uitzending.

strapaziös : inspannend.

die Unterhaltungssendung : amusementsprogramma.

veranstalten : organiseren.

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