Die ‘Süddeutsche Zeitung’ (SZ) gibt freitags ein redaktionell eigenständiges Magazin als Zeitungsbeilage heraus. Mitte Januar zierte ein Wurstporträt von Boris Becker das Titelblatt.

Becker bestand aus je 10 Gramm gekochtem Schinken, Blutwurst und Salami, aus 5 Gramm Speck, 80 Gramm Paprikapastete und 100 Gramm Leberpastete. Neben dem ehemaligen Tennisstar errichteten noch weitere große Deutsche ein Mahnmahl für den Aufschnitt: Marlene Dietrich, Goethe, Thomas Gottschalk, Helmut Kohl, Einstein, Rainer Werner Fassbinder, Michael Schumacher, Günter Grass, Uschi Glas und Claudia Schiffer, die sich übrigens aus 50 Gramm Truthahncurrybrust, 100 Gramm Thüringer Käse-Schinken-Pastete, 15 Gramm Thüringer Zungenwurst und 15 Gramm Champignonpastete zusammensetzte.

Ende Februar gab sich das Magazin dann weniger geschmackvoll und bildete das japanische Kronprinzenpaar auf seiner Titelseite ab. Wie die auf Hochzeitskuchen thronenden Plastikfigürchen standen Kronprinz Naruhito und seine Frau, Kronprinzessin Masako makellos frisiert, in zeitlose Herrscherroben gehüllt und mit kerzengerader Haltung da und versprühten den Hauch eines Lächelns. Es handelte sich um ein offizielles Foto, bevor das SZ-Magazin seiner Hoheit dann in einer Montage über dem Schritt in gelber Schrift die Worte ‘Tote Hose’ aufdruckte und damit auf die angebliche Zeugungsunfähigkeit des japanischen Kronprinzen anspielte.

Schon ging das Theater los: Das japanische Außenministerium bestellte den deutschen Botschafter in Tokio ein, um ihm den Protest der japanischen Regierung zu übermitteln. In Japan, wo die kaiserliche Familie sozusagen das Symbol des Volkes ist, empfand man das Titelbild als vulgär und beleidigend. Nachdem der japanische Botschafter in Berlin sich bei der Redaktionsleitung des Magazins beschwerte, nahm auch das Auswärtige Amt Stellung. Es dauerte nicht lange und das SZ-Magazin entschuldigte sich offiziell bei diversen japanischen Stellen für den unter die Gürtellinie geratenen ‘Missgriff’.

In Japan war man über die rasche Entschuldigung erfreut und das japanische Außenministerium fand, dass die deutsche Zeitung in zufrieden stellender Weise reagiert habe.

Uff! Damit wäre ja wieder alles in Butter und wir hätten noch mal Glück gehabt. Fazit: Keine tote Hose für die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Japan.

alles in Butter!: alles voor de bakker!

das Auswärtige Amt: Duits ministerie van Buitenlandse Zaken.

der Aufschnitt: beleg.

sich beschweren: reclameren.

eigenständig: zelfstandig.

bestellen (hier): ontbieden.

das Fazit: conclusie.

tote Hose: een saaie boel/niets gebeurd.

kerzengerade: kaarsrecht.

die Pastete: paté.

der Schinken: ham.

der Truthahn: kalkoen.

zeugungsunfähig: impotent.

die Zunge: tong.

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