Am 1. Juli 1996 war es nun endlich soweit : In Wien unterzeichneten die politischen Vertreter der deutschsprachigen Staaten eine Erklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung.

Wissenschaftler fanden, daß die letzte, 1901 verfasste Norm veraltet sei und den heutigen Erfordernissen angepaßt werden müsse. Aber wer sind diese Leute, die einen ganzen Sprachraum verunsichern ? Es sind Spezialisten wissenschaftlicher Arbeitsgruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich bereits seit Jahren mit der Aktualisierung der Rechtschreibung befassen. Aus diesen Arbeitsgruppen ist der Internationale Arbeitskreis Orthographie entstanden, der den politischen Behörden erstmals 1992 einen kompletten Neuregelungsvorschlag vorlegte. Nach einigem politischen Gerangel in Deutschland konnte sich dann doch auf eine neue Regelung geeinigt werden. Bei dieser Fassung soll es vor allem um eine Vereinfachung der Rechtschreibung gehen. Ausnahmen und Besonderheiten sollen abgeschafft und somit die Systematik erhöht werden, und zwar ohne die Tradition der deutschen Schreibkultur zu beeinträchtigen. So sehen es zumindest die Experten vom Internationalen Arbeitskreis, der seinen Sitz im Mannheimer Institut für deutsche Sprache (IDS) hat.

Wer früher Stengel schrieb, der soll heute Stängel schreiben (es wird also das auf Papier gesetzt, was gehört wird). Nun könnten Sie glauben, daß Deutschsprachige von nun ab Ältern haben. Falsch : Sie haben weiterhin Eltern. Aus Kuß wird Kuss, aus Flußsand wird Flusssand, aus Portemonnaie wird Portmonee, aus aneinanderfügen wird aneinander fügen, aus Ketchup wird Ketschup, aus Kaffee-Ersatz wird Kaffeeersatz, aus Varieté wird Varietee und aus Knack auf deutsch wird Knack auf Deutsch.

Sie haben jetzt festgestellt, daß die Reform nicht nur für Schreiber mit Deutsch als Fremdsprache, sondern auch für Deutschsprachige nicht so einfach zu handhaben ist. Obwohl die neue Rechtschreibung schon ab dem bereits begonnenen Schuljahr 1996/97 in den Schulen gelehrt werden kann, sind Lehrer dazu aber erst ab dem 1. April 1998 verpflichtet. Und auch dann wird die alte Schreibweise in Schulen bis zum Ende des Schuljahres 2004/05 noch nicht als falsch angesehen.

das Gerangel : gestoei, die Rechtschreibung : spelling.

Die neue Rechtschreibung ist nicht einfach zu handhaben.

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