Über zwei Jahrtausende wurde die Welt kulturell oder militärisch von Europa beherrscht. Über eineinhalb Jahrtausende hat man sich in Europa bekriegt und wurde versucht, dem Gegner seinen Frieden aufzuzwingen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem Europa von Russland und Amerika Maschinen und Kapital entrissen wurden, entstand in Westeuropa als Wunschvorstellung die Idee eines ewigen Friedens. Die Idee erhielt ziemlich schnell Gestalt und eine wirtschaftliche Ausrichtung.

1949 wurde in Straßburg zur Förderung der Demokratie und Menschenrechte, der kulturellen Zusammenarbeit und der Rechtsangleichung der Europarat gegründet. 1951 wurde die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) durch die Benelux-Staaten, Deutschland, Frankreich und Italien ins Leben gerufen. Es folgten 1958 die “Römischen Verträge” zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), 1967 die Schaffung der Europäischen Gemeinschaft (EG), 1973 die erste Erweiterung der EG um Großbritannien, Irland und Dänemark, 1979 das Inkrafttreten des Europäischen Währungssystems usw.

Heute hat sich Europa zu einem mächtigen Wirtschaftsblock mit eigener, mal mehr, mal weniger gesunder Währung, und die Europäische Union zu einem wichtigen Subventionsverteilungsapparat entwickelt. In diesem Europa nimmt Deutschland nicht nur aus wirtschaftlicher, sonder auch aus geographischer und europapolitischer Sicht eine gewichtige Rolle ein. Die Bundesrepublik grenzt an zwei Länder des ehemaligen Ostblocks – Polen und die Tschechische Republik – zukünftige EU-Mitgliedsstaaten. Doch gerade mit Polen tut man sich in Deutschland schwer. Während noch vor zehn Jahren voller Begeisterung der deutsch-polnische Vertrag unterzeichnet wurde, der feststellte, dass es erstmals zu beiden Seiten der Oder demokratisch verfasste Staaten gebe und der den Aufbruch zur Überwindung der Stereotype und den Weg in eine gemeinsame Zukunft in Europa signalisieren sollte, ist das Verhältnis zwischen beiden Ländern wieder abgekühlt. In den Beitrittsverhandlungen will Deutschland das Recht der polnischen Nachbarn auf Arbeit in der EU sieben Jahre lang einschränken. In Polen will man diese Auflage nicht akzeptieren, auch wenn die Kandidaten Ungarn und die Tschechische Republik dieser Beschränkung der Freizügigkeit – widerwillig – zugestimmt haben.

Eine wahrhaft beispielhafte Rolle für die Öffnung Europas für den Osten legt Deutschland nicht an den Tag. Auch wenn nach außen hin der Anschein erweckt wird, es handele sich bei Polen um einen östlichen Muster-Beitrittskandidaten nach westlichem Vorbild, so macht man doch keinen Hehl daraus, das zum Beispiel die polnische Landwirtschaft hoffnungslos rückständig ist und eine Anpassung an EU-Bedingungen Unsummen verschlingen wird.

Beim Geld hört die Freundschaft auf – auch die neue europäische, deutsch-polnische.

angleichen: gelijkschakelen.

die Ausrichtung: organisatie.

entreißen: afhandig maken.

die Förderung: de bevordering.

keinen Hehl aus etwas machen: ergens geen geheim van maken.

der Nachbar: buur.

die Unsumme: enorm bedrag.

usw. (und so weiter): enzovoort.

die Währung: munt.

widerwillig: met tegenzin.

die Wirtschaft: economie.

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