Deutsche Bundesbürger verfügen heute über ein Geldvermögen von 5,2 Billionen Deutsche Mark (DM), und dabei hat alles eigentlich mit nur 40 DM angefangen.

Am 20. Juni 1948 trat in den drei westlichen Besatzungszonen das “Erste Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens” in Kraft, das heißt, daß die seit 1924 gültige Reichsmark ungültig und die Deutsche Mark eingeführt wurde. Die neue Währung traf die Deutschen wie ein Urknall, denn das gesamte Konzept war unter höchster Geheimhaltung von den Amerikanern ausgeklügelt worden und deutsche Experten wurden damals nur zur Klärung verwaltungstechnischer Fragen zu Rate gezogen. Die Mark-Scheine, im Format und Aussehen den Dollar-Noten haargenau nachgeäfft, waren längst in den Vereinigten Staaten gedruckt und nach Deutschland verschifft worden, ehe am Abend des 19. Juni 1948 die neuen Währungsgesetze über Radio verlesen wurden.

Ab dem 20. Juni wurde das neue Geld dann nicht in Banken, sondern in den Ausgabestellen für Lebensmittelkarten verteilt.

Gegen Vorlage der Kennkarte konnten 60 inflationäre Reichsmark in 40 neue DM umgetauscht und in Empfang genommen werden. Alle wurden von den Amerikanern mit demselben Startkapital ausgerüstet. Wer damals noch mehr Geld auf dem Konto hatte, konnte dies nach Einreichung eines Antrags zur “Ablieferung von Bargeld und Anmeldung von Reichsmarkkonten bei Geldinstituten” zum Kurs von 1 zu 10 wechseln. Es wird vermutet, daß damals enorme, auf dem Schwarzmarkt gewonnene Beträge einfach verfallen sind, weil niemand sich traute, diese Gelder anzumelden. Mit dem Einzug der neuen Währung machte der Schwarzhandel seinen jähen Abgang, denn die Kaufhausregale begonnen sich zu füllen und die Deutschen schenkten ihrem neuen Meister – der DM – ihr volles Vertrauen.

Die Westalliierten hatten bis zuletzt gehofft, daß auch die sowjetische Besatzungszone das neue Geld akzeptieren würde.

UdSSR-Außenminister Molotow wollte selbstverständlich nichts von einer gemeinsamen Währung wissen und ließ am 24. Juni 1948 in der Sowjetischen Besatzungszone ebenfalls neues Geld ausgeben: die “Deutsche Mark der Deutschen Notenbank”. Somit hatte sich die Trennung Deutschlands bereits vollzogen, ehe in dem völlig zerbombten Land am 24. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet wurden.

Wie Finanzminister Theo Waigel (CSU) bei einer Festveranstaltung für das DM-Jubiläum sagte, konnte die DM nun ihren “nahezu unvergleichlichen Siegeszug” antreten, dem Ludwig Erhard damals mit seiner sozialen Marktwirtschaft den nötigen Rückenwind gab. Die in den Anfangsjahren mit Aufbauerleichterung und Infrastrukturfinanzierung erarbeitete Stabilität der deutschen Wirtschaft machten DM-Investitionen im In- und Ausland zu attraktiven, risikolosen Anlagen. Die Deutsche Mark – die es immerhin schon vor der BRD gab – wurde im Laufe von fünf Jahrzehnten zu einem Symbol nationaler Identität, auf das die Deutschen am 1. Januar 2002 verzichten müssen, denn dann wird der Euro offizielles Zahlungsmittel in der BRD. Kein Wunder also, daß dem neuen europäischen Zahlungsmittel in Deutschland besonders viel Skepsis entgegengebracht wird. Befürchtungen, daß der Verlust der erst 50jährigen DM einen unliebsamen Nationalismus schüren könnte, sind deshalb nicht völlig unbegründet.

Bevor die DM jedoch endgültig ihren Geist aufgibt, stellt sie Deutschland noch vor ein riesiges Problem: Wohin mit dem Abfall, wenn 260 Mrd. DM durch den Reißwolf gegangen sind. Da heutige DM-Noten weitgehend umweltverträglich sind, könnte die harte Währung problemlos recycelt werden. Eine mögliche Verwendung des “Altpapiers” als Dämm-Material im Hausbau oder als Konfetti für den Karneval wird auch in Erwägung gezogen.

den Geist aufgeben : de geest geven, sich trauen : durven.

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