ausbürgern: nationaliteit afnemen; dudeln: verdragen; der Ermittler: onderzoeker; fordern: eisen; keinen Hehl aus etwas machen: ergens geen geheim van maken; das Oberverwaltungsgericht: hoogste administratieve rechtbank; die Panne: pech; der Rücktritt: aftreden; überwachen: toezicht houden op; der Verfassungsschutz: bescherming van, door de grondwet; Bundesamt für Verfassungsschutz: (vergelijkbaar met) binnenlandse veiligheidsdienst; das Vergehen: misdrijf; die V-leute (Verbindingsleute): contactpersonen, soms infiltranten; die Zerschlagung: vernietiging.
Köln ist zwar kein Kalifat, hat bar einen Kalifen – einen selbst ernannten: der Kalif von Köln.
Weil er keinen Hehl aus seiner Verachtung vor der Demokratie machte, wurde Cemaleddin Kaplan 1985 von der Türkei ausgebürgert. In Köln fand er Exil und fuhr dort mit seiner Lehre fort. Er forderte die Zerschlagung der laizistischen Türkei und predigte die Bewunderung für die islamische Revolution im Iran. Bis zur Befreiung Istanbuls sollte Köln der Sitz seines selbst ernannten Kalifats sein. Als Kaplan 1995 starb, übernahm sein Sohn Metin Kaplan die Herrschaft im Kalifat von Köln und predigte weiter die Verachtung der Demokratie. Kaplan bekam Konkurrenz, auch Ibrahim Sofu wollte Kalif sein. Kaplan dudelte keinen Rivalen und rief zu dessen Tod auf: “Schlagt ihm den Kopf ab”. Als der Widersacher 1996 tatsächlich getötet wurde, kam Kaplan wegen Anstiftung zum Mord ins Gefängnis. Auch vom Gefängnis aus predigte Kaplan seinen 1 100 Anhängern: “Keine Einigung mit dem Ungläubigen und seinem Regime”. Jetzt fühlte sich die deutsche Bundesregierung angegriffen und wollte den Kalifen von Köln an die Türkei ausliefern. Am 23. August 2003 entschieden deutsche Gerichte jedoch anders. Kaplan könne nicht abgeschoben werden, da die dem Kalifen in der Türkei zur Last gelegten Vergehen auf Folter beruhten.
Ende Mai 2004 entschied das Oberverwaltungsgericht in Münster dann doch, dass der Abschiebestopp für Kaplan aufgehoben werden könne. Die Stadt Köln erwirkte einen Haftbefehl und wollte Kaplan in seiner Wohnung festnehmen. Da war er jedoch nicht mehr aufzufinden, obwohl die Polizei seine Wohnung überwachte. Der Kalif von Köln war untergetaucht – sozusagen unter polizeilicher Aufsicht. Jetzt hagelt es Kritik. Deutsche Politiker üben immer stärkeren Druck auf den nordrhein-westfälischen Innenminister Fritz Behrens aus, wollen wissen, wie es überhaupt zu einer solchen Panne kommen konnte, sprechen von Blamage und fordern gar den Rücktritt des Ministers.
Der türkischen Gemeinde ist Kaplan und das Theater um dessen Untertauchen ein Dorn im Auge. Für sie schadet Kaplan der Integration und geht es dem Feind der Demokratie nur um Spaltung. Auch Polizei und Verfassungsschutz haben ihre Probleme mit Kaplan und seinen Anhängern. Es fehlt den Behörden an kompetenten V-Leuten und verdeckten Ermittlern mit Arabisch-Kenntnissen, um einen Überblick über die islamistische Szene in Deutschland zu erhalten.