Gerhard Schröder (SPD) ist Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Das will die Union _ die Oppositionsparteien CDU und CSU _ ändern. Obwohl man in den beiden Parteien bisher noch nicht offiziell mit der Diskussion um eine Kanzlerkandidatin oder einen Kanzlerkandidaten begonnen hat, wurden dazu in den letzten Wochen immer häufiger Spekulationen angestellt.

Für CDU-Chefin Angela Merkel kam die öffentliche Debatte um einen Kanzlerkandidaten in einer Zeit, wo sie alle Mühe hat, ihre Position in der Partei zu festigen, äußerst ungelegen. Da kann die Nachfolgerin von Helmut Kohl sich nicht auch noch mit Nebenbuhlern für den Posten des Kanzlerkandidaten auseinander setzen. Bisher war neben Frau Merkel nur der äußerst konservative CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber als Anwärter auf die Kandidatur im Gespräch gewesen. Doch dann fiel plötzlich auch der Name Wolfgang Schäuble. Das sorgte für einiges Erstaunen, mischt der jahrelange Günstling Helmut Kohls doch gar nicht mehr in der ersten Reihe des politischen Geschehens mit.

Der 59-jährige Schäuble ist seit 1972 CDU-Abgeordneter im Bundestag. Er wurde von Helmut Kohl gefördert, dem er als Fraktionsgeschäftsführer, Chef des Bundeskanzleramts, Innenminister und seit 1991 als Fraktionschef diente. Nach der von Kohl verlorenen Wahl 1998 wurde Schäuble Oppositionsführer. Jedoch nicht sehr lange _ durch seine Verstrickung in die Parteispendenaffäre sah er sich Anfang 2000 genötigt, von seinen Ämtern zurückzutreten.

Schäubles beruflicher Abstieg begann, als der in Kanada lebende Waffenhändler Karlheinz Schreiber erklärte, Schäuble sei über ein Rüstungsgeschäft zwischen der Firma Thyssen und der kanadischen Regierung informiert gewesen, was der mögliche Hintergrund für eine 100 000-Mark-Spende war. In einer Bundestagsdebatte behauptete Schäuble dann, er habe kein Geld in Empfang genommen und den Waffenhändler nur einmal bei einem Essen getroffen. Als der politische Druck auf ihn wuchs, gab er ein Fernsehinterview und berichtete plötzlich von der Spende, die er dann doch von Waffenhändler Schreiber entgegengenommen haben soll. Die Parteispende habe er Brigitte Baumeister, der damaligen CDU-Schatzmeisterin gegeben. Damit schob er ihr den Schwarzen Peter zu, schließlich war die Spende nie verbucht worden. Dann meldete sich Waffenlobbyist Schreiber wieder zu Wort und erklärte, er habe das Geld nicht Schäuble, sondern der Schatzmeisterin direkt übergeben, was letztere schließlich bestätigte. Es gab ein Problem, denn beide wollten nun das Geld erhalten haben. Der mit seiner Parteifreundin öffentlich ausgetragene Streit kostete Schäuble seine Glaubwürdigkeit und Ämter. Die Berliner Staatsanwaltschaft strengte gegen ihn und Frau Baumeister zwar ein Ermittlungsverfahren wegen Falschaussage an, aber das wurde unlängst eingestellt _ weil die gegensätzlichen Aussagen der beiden nicht zu widerlegen seien.

Auch wenn sich Schäuble selbst noch nicht zu einer möglichen Kanzlerkandidatur geäußert hat, so steht doch fest, dass das Kandidatenfeld nicht auf die Vorsitzenden der beiden Unionsparteien beschränkt ist und dass Politiker vom Schlage Schäubles noch nicht gestorben sind.

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