Jil Sander, die eigentlich Heidemarie Jiline Sander heißt, wurde als erste deutsche Modeschöpferin international berühmt. Die 1943 in einem Lazarett in Norddeutschland geborene Heidemarie verließ das Gymnasium nach der Mittleren Reife und wurde an der Textilfachschule in Krefeld ausgebildet.

Danach ging sie zwei Jahre in die USA, wo sie sich am University College in Los Angeles Lesungen in Englisch, Geschichte und Formgebung anhörte. Ihr erstes Geld verdiente sie dort bei der Frauenzeitschrift “Mc Calls”. Als sie wieder in Deutschland war, hat sie weiterhin für Frauenzeitschriften gearbeitet. Neben ihrem Job bei “Constanze” und “Petra” war sie auch noch als Stilistin und Stoffentwicklerin tätig. Im bewegten Jahr 1968 verkaufte Heidemarie ihren Volkswagen und finanzierte so im eleganten Hamburger Stadtteil Pöseldorf ihre erste Boutique.

Die Zeiten fürs Geschäft waren damals gut, Heidemarie Jiline war fleißig, die betuchte Hamburger Gesellschaft kaufte fleißig und so stand dem Erfolg nichts mehr im Wege. Kein Wunder also, dass aus Heidemarie Jiline Sander sehr schnell Jil Sander wurde. Nach den ersten Kollektionen für Frauen sollte auch der Mann in den Genuss der hochwertigsten Materialien kommen, die Jil Sander in strenge Kleider mit einer klaren Linie verwandelte. Der Herrenmode folgten dann natürlich auch die besonders ertragreichen Kosmetikprodukte, Lederwaren, Brillen usw.

Der weltweite Siegeszug des kühlen Chics war nicht mehr aufzuhalten. Das Geschäft lief bestens.

1989 wandelte sie ihre Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) in eine Aktiengesellschaft (AG) um. Heute macht die deutsche Modeschöpferin mit 450 Mitarbeitern einen Umsatz von 220 Millionen Mark plus 120 Millionen mit Kosmetik. Im vergangenen Jahr verkaufte sie für 250 Millionen Mark 75 Prozent der Stammaktien an den italienischen Prada-Konzern. Sie behielt 25 Prozent und blieb Vorstandsvorsitzende. Nun kam es aber zwischen ihr und dem Prada-Chef Patrizio Bertellini zu bedeutenden Meinungsverschiedenheiten. Fazit: Jil Sander verläßt die Jil Sander AG. Sie betreut zwar noch die Kollektion 2000, aber dann ist Schluss mit der lässigen “Pureness” made by Jil Sander.

Der Verkauf von Heidemaries Volkswagen im Jahre 1968 hat sich gelohnt, denn inzwischen ist Jil rund 300 Millionen Mark reicher.

die Aktiengesellschaft: naamloze vennootschap.

ausbilden: opleiden.

betucht: gefortuneerd.

ertragreich: winstgevend.

die GmbH: PVBA (Personenvennootschap met Beperkte Aansprakelijkheid).

die mittlere Reife: einddiploma van de Mittelschule (middelbaar onderwijs).

die Vorstandsvorsitzende: voorzitter van het bestuur.

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