Emilie Schindler ist die Witwe Oskar Schindlers, des deutschen Unternehmers, der im Nazi-Deutschland 1 200 Juden vor ihrer Ermordung gerettet hat. Berühmt wurde Oskar Schindler erst, als der amerikanische Regisseur Steven Spielberg aus Schindlers Lebensgeschichte den weltweiten Kassenschlager und bewegenden Holocaust-Film Schindlers Liste machte. In dem Film erscheint Oskar Schindlers Frau Emilie jedoch lediglich in der Schlusssequenz, in der sie nach jüdischer Sitte einen Stein auf das Grab ihres Mannes legt. Aus dem Film geht nicht hervor, dass auch Frau Schindler umfangreich an der Rettung zum Tode verurteilter Menschen beteiligt war. Im Januar 1945 hatte sie selbst in Abwesenheit ihres Mannes entschieden, 320 jüdische Frauen und Männer, die wie Tiere in einem Zug Richtung Vernichtungslager eingepfercht waren, in ihrem Betrieb in Brünnlitz als Arbeitskräfte anzunehmen und ihnen Lebensmittel und Medikamente zu besorgen.

1949 waren die Schindlers nach Argentinien ausgewandert. Oskar Schindler kehrte 1958 ohne seine Frau nach Deutschland zurück. Bis vor kurzem wohnte Emilie Schindler in Buenos Aires in einem kleinen Häuschen, das ihr die jüdische Wohltätigkeitsorganisation B’nai B’rith zur Verfügung gestellt hatte. Zuletzt musste die heute 93-Jährige jedoch in ein Altersheim. Seit Juli ist Emilie Schindler in Deutschland. Der Grund dafür war eine Einladung von Bundeskanzler Gerhard Schröder in das Bonner Haus der Geschichte. Von dort aus reiste sie weiter nach Berlin, wo sie Gast der Oskar-Schindler-Oberschule in Hohenschönhausen war. Begleitet wird Frau Schindler von der 50-jährigen Erika Rosenberg, deren deutsche Eltern 1936 vor den Nazis nach Argentinien flüchten konnten. Die beiden Frauen hatten sich vor 11 Jahren in Buenos Aires bei Recherchearbeiten zu Oskar Schindler kennen gelernt. Mittlerweile sind sie gute Freundinnen geworden und hat Erika Rosenberg die Biografie der alten Dame geschrieben. Im Oktober will sie das Buch Ich, Emilie Schindler auf der Frankfurter Buchmesse vorstellen und der nicht anerkannten Leistung einer Frau Gehör verschaffen.

In Berlin gab Frau Schindler überraschend bekannt, dass sie nicht mehr nach Argentinien zurück, sondern in Deutschland bleiben wolle. Spontan boten sich mehrere Altersheime aus ganz Deutschland an, Frau Schindler aufzunehmen. Sie beschloss, ihren Lebensabend in einem Heim in Bayern zu verbringen. Bevor sie jedoch dorthin abreisen konnte, erlitt sie einen Schlaganfall, von dem sie sich nun nur langsam in einer Klinik bei Berlin erholt.

Wenn Emilie Schindler in ihre neue Heimat nach Bayern kommt, wird ihre deutsche Rente für die Unterbringung nicht ausreichen. Da sie aber noch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, muss das Sozialamt dann die fehlenden Kosten decken.

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