Bundeskanzler Gerhard Schröder geht es in diesem Jahr 2003 nicht sehr gut. Seine Partei verzeichnet eine Wahlniederlage nach der anderen, der Wirtschaft geht’s schlecht und die Arbeitslosenzahlen steigen. Als würde das alles noch nicht genügen – der Kanzler macht gerade mit dem mächtigen Partner USA eine Beziehungskrise durch. Aber das Schicksal schlug erneut zu, Bundeskanzler Gerhard Schröder wurde wegen einer angeblichen außerehelichen Affäre durch den Dreck der Klatschpresse gezogen. Die unseriöse Berichterstattung hatte ihren Ursprung nicht etwa in Schröders eigener Republik, sondern im Vereinigten Königreich.

Das britische Boulevardblatt Mail on Sunday hatte dem Kanzler in besonders übler Weise eine Affäre mit einer bekannten TV-Moderatorin unterstellt. Dieses Gerücht wurde sofort von der deutschen Presse übernommen und an die große Glocke gehängt. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (1 Million Auflage) hatte sogar den Namen der vermeintlichen Geliebten gedruckt. Dazu ließ sich die Bild-Zeitung (4 Millionen Auflage), Deutschlands beliebtestes Klatschblatt, nicht verleiten. Bild war die Schlagzeile mit der namentlich genannten Fernsehmoderatorin zu riskant, schließlich kennt sich das Blatt bestens mit Klagen aufgrund falscher Behauptungen über das Privatleben von Menschen aus. Bild war gut beraten, denn Kanzler Gerhard Schröder zog vor Gericht und verklagte Zeitungen und Autoren, die auch künftig die Ehe-Gerüchte weiter verbreiteten. Ein Richter gab ihm Recht: “Ein Politiker muss sich nicht alles gefallen lassen, nur weil er in der Öffentlichkeit stehtô.

Der Bundeskanzler ließ auch der Mail on Sunday von einem deutschen Gericht untersagen, weiterhin falsche Behauptungen über sein Privatleben zu verbreiten. Nach fast zwei Monaten Klatschblatt-Krieg scheint das britische Boulevardblatt sich geschlagen zu geben und hat auch ihre Denunziationshotline eingestellt. Die Hotline wurde extra für Deutsche eingerichtet und mit einem deutschsprachigen Mitarbeiter besetzt. Wollte das Blatt an handfeste Informationen über des Kanzlers Intimsphäre gelangen, oder wollte es den Deutschen einfach nur ärgern? Allzu abwegig scheint letztere These nicht zu sein. Im Zusammenhang mit den verschiedenen Standpunkten in der Irak-Krise wurde sogar vermutet, die britische Pressekampagne gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder könne von der USA ausgegangen sein.

abwegig: onjuist.

angeblich: zogenaamd.

die Behauptung: bewering.

jemandem Recht geben: iemand gelijk geven.

die Klage: rechtsvordering.

das Klatschblatt: roddelblad.

künftig: in de toekomst.

sich auskennen: goed op de hoogte zijn.

untersagen: officieel verbieden.

verzeichnen (hier): optekenen.

weiterhin: voortaan.

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