Das Fernsehen macht mal wieder von sich reden. Der Sender RTL2 hat am 28. Februar zehn Menschen, fünf junge Frauen und fünf junge Männer, für 100 Tage in einen Wohncontainer gesperrt. Dort leben sie völlig von der Umwelt isoliert unter ständiger Kamera-Beobachtung. Unter ‘ständig’ ist tatsächlich ständig zu verstehen, denn die 28 Kameras und 70 Mikrofone überwachen das Gefängnis des privaten Fernsehsenders rund um die Uhr. Der Wohncontainer mit den freiwilligen Inhaftierten ist 153 Quadratmeter groß und verfügt für den Hofgang über einen 200 Quadratmeter großen Garten.

Wozu das alles gut ist? Ganz einfach: Der private Fernsehsender will Spitzeneinschaltquoten erreichen. Dazu sichten täglich 20 Redakteure das aufgenommene Material und basteln es zu einer 45-Minuten-Abendsendung zusammen. Um den Zuschauern das ‘Big Brother’-Erlebnis schmackhaft zu machen, müssen sie alle zwei Wochen entscheiden, welcher Bewohner den Container verlassen muss. Wer als letzter übrig bleibt, kassiert 250 000 Mark. Wer keine Lust mehr hat, der darf die Wohngemeinschaft (WG) freiwillig verlassen. Das hat die erste Kandidatin bereits getan. Sie habe sich nicht wohl gefühlt, meinte die 29-jährige junge Frau. Wen wunderts, denn um an die 250 000 Mark heranzukommen wird in der WG ganz schön gemobbt. In Schweden hatte ein gemobbter Mitspieler nach Drehschluss des Quotenprojekts sogar Selbstmord begangen.

Neben der abendlichen ‘Big Brother’-Sendung wird den begeisterten Fans auch übers Internet rund um die Uhr Einblick in Wohnzimmer, Klo, Küche und Dusche des mit Menschen gefüllten Containers gewährt. Das Vergnügen ist jedoch nie von langer Dauer, denn die Verbindung zur Internetseite www.bigbrother-haus.de bricht ständig wegen Überbelastung zusammen. Trotz des ganzen Rummels um den Schwachsinn schauen sich laut Einschaltquoten immer weniger die Sendung aus dem Container an.

Erschreckend ist nicht, dass sich die treuen Zuschauer durch ihre Begeisterung für ‘Big Brother’ als Voyeure outen, sondern dass sie der Langeweile huldigen. Es scheint ein langer Weg zu sein, ehe man zur Erkenntnis kommt, dass das Badewasser in anderen Badewannen genau so aussieht wie zu Hause.

Deutsche Medienwächter sehen in der Sendung eine Verletzung der Menschenwürde und konnten sich mit RTL2 darauf einigen, den Kandidaten künftig eine Stunde täglich die Möglichkeit zu geben, sich in einem Raum ohne Kameras und Mikrofone zurückzuziehen. Aber wen interessiert schon eine ‘Big Brother’-Sendung für schwache Nerven?

die Einschaltquote: kijkcijfers.

das Fernsehen: televisie.

der Hofgang: wandeling in de tuin.

die Langeweile: verveling.

mobben: (in groep) pesten.

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