“Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.” So lautet Artikel 5 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland.

Dieses Grundrecht ist für die deutsche Presse der wichtigste Pfeiler – für russische Behörden jedoch ein wunder Punkt, über den sich die russische Regierung jetzt mit deutschen Journalisten streitet. Der Sprecher der russischen Botschaft in Berlin, Michael Grabar, hat dem ARD-Vorsitzenden Fritz Pleitgen einen Brief geschrieben, in dem er die Berichterstattung der deutschen Medien, insbe-sondere die des Ersten Deutschen Fernsehens (ARD), über die Geiselnahme in Moskau kritisiert. Für den russischen Botschaftssprecher waren die Berichte schockierend, unhaltbar und verwerflich. Er stellt die Frage, wem eigentlich die Sympathien der ARD-Journalisten gelten: Den Opfern oder den Tätern? Der russische Diplomat schließt sein Schreiben mit einer Drohung: Von der weiteren Berichterstattung werde es abhängen, ob die Zusammenarbeit russischer Stellen mit der ARD und deren Korrespondenten vor Ort in gewohntem Maße fortgesetzt werden kann.

Die deutsche Fernsehanstalt, d.h. nicht der ARD-Chef selbst, sondern ARD-Sprecher Oppers schickte seinem Kollegen in der russischen Botschaft eine Antwort. Man habe das Schreiben mit Bedauern, aber auch mit großem Erstaunen zur Kenntnis genommen und weise die Kritik deutlich zurück. Die ARD-Korrespondenten hätten nie für die Geiselnehmer Partei ergriffen. Sie hätten aber auch nicht durchgängig die offizielle russische Wortwahl “Banditen” etc. übernommen. Die Drohung werde man nicht akzeptieren, sie sei zwischen demokratischen Völkern ein ungewöhnlicher Vorgang, der an das Gebaren eines autoritären Regimes erinnert. Die ARD werde das Auswärtige Amt darüber informieren.

Vorbei sind die Zeiten, da sich Wladimir Putin von der ausländischen Presse noch halbwegs über die Schulter blicken ließ. In Russ-land, wo die Gesetze für einheimische Medien wieder verschärft worden sind, werden auch Journalisten aus dem Ausland wieder stärker unter die Lupe genommen, insbesondere solche, die über den Tschetschenien-Krieg berichten.

die ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland): openbare Duitse zender, te vergelijken met de VRT.

das Auswärtige Amt: het ministerie van Buitenlandse Zaken.

das Bedauern: spijt.

die Berichterstattung: verslaggeving.

das Erstaunen: verbazing.

die Geiselnahme: gijzeling.

das Grundgesetz: grondwet.

verwerflich: afkeurenswaardig.

der Vorgang: voorval.

wund (hier): moeilijk.

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